Fußball-EM in Deutschland
Sommermärchen 2.0?
Noch vor dem ersten Anpfiff wird die EM 2024 ständig am Sommermärchen vor 18 Jahren gemessen — als die Nation ihre Mannschaft bejubelte und ein Fest des Nationalismus feierte, der damit endlich von seinem Mief befreit worden sei und von Weltoffenheit gezeugt hätte: „die Welt zu Gast bei Freunden“. Was man damals zu schätzen wusste — die Nation erstrahlt in neuem Glanz, das Volk lässt das Gemecker sein und ist auf den Fanmeilen und in den Kneipen der Nation mal endlich so richtig vereint -, wird heute im Vorhinein schon vermisst. 2024 sieht das Volk in den „Gästen“ aus aller Welt, die ihm so begegnen oder denen es oft genug bloß fürchtet zu begegnen, in der Regel alles andere als „Freunde“ und Politik wie Öffentlichkeit bilanzieren statt Einigkeit allenthalben bloß Spaltung im Land. Blamiert hat sich die Veranstaltung damit nicht, ganz im Gegenteil. Deutschland und seine Ampelregierung haben ein Sommermärchen 2.0 in Zeiten von Ukrainekrieg und AfD bitter nötig, so heißt es.
Damals Einigkeit, heute Zwietracht — so ganz die Wahrheit ist das nicht. Was das Volk feiert, wenn es auf den Fanmeilen auch dieses Mal wieder zusammenkommt, welchen Dienst die Nationalkicker der Nation leisten, wenn sie für Deutschland gewinnen, das wollen wir uns erklären. Dass sie siegen müssen, damit die Nation geeint ein Fest erlebt, da sind sich jedenfalls schon mal alle einig. Man darf also noch hoffen, dass einem das Schlimmste erspart bleibt...