Präsidentschaftswahlen in Venezuela 2024
Lehren über die Demokratie
Venezuela hat gewählt und es gibt mal wieder nur Gewinner. Die Regierung sieht sich durch das offizielle Wahlergebnis vom Volk beauftragt, die Opposition veröffentlicht ihr eigenes und reklamiert den Sieg für sich. Der Streit um die richtige Erhebung des Volkswillens lässt auch die Weltgemeinschaft nicht kalt, alle möglichen Staaten – die maßgeblichen vorneweg – positionieren sich und gratulieren wahlweise Volk und Führung zum offiziellen Wahlergebnis, behalten sich ein endgültiges Urteil zur Rechtmäßigkeit der Veranstaltung bis auf weiteres vor und mahnen die Kontrahenten zur „friedlichen Lösung des Streits“ oder erklären es für ausgemacht, dass das Volk mal wieder um sein Recht, eine ihm gemäße Regierung zu bestimmen, beschissen wurde und erwägen Sanktionen, um die illegitime Regierung zu stürzen. Auch die Öffentlichkeit bleibt natürlich nicht außen vor, sieht je nach politischer Fasson den Volkswillen mehr durch das machtgeile Maduroregime unterdrückt oder alternativ auch durch die Heuchelei auswärtiger Mächte bedroht, von den USA bis Russland, deren Hochachtung vor dem Votum des venezolanischen Volks am Ende doch nicht mehr ist als schnödes Interesse.
Der Volkswille in Venezuela ist offenbar eine ziemlich heikle Angelegenheit. Von allen Seiten bedroht und aufs fürsorglichste beschützt. Gibt das eher Anlass zur Sorge oder eher zur Erleichterung? Klären wir lieber, was er ist. Wer oder was herrscht, wenn in Venezuela das Volk herrscht?