Fürs Wäh­len gibt es vie­le Grün­de, offen­bar min­des­tens so vie­le wie Par­teien, die gewählt wer­den wollen:

Noch nie stand Deutsch­land so gut da wie heu­te. Dank Ange­la Mer­kel!“ sagt die CDU. Dafür soll man sie wäh­len. Weil sie die natio­na­len Reich­tums­bi­lan­zen pro­du­ziert hat, an die man dabei den­ken soll? Oder weil die Kanz­le­rin ja schon so lan­ge erfolg­reich an der Macht ist? Oder weil es ein­fach nur schön ist, vom Erfolg einer Nati­on abhän­gig zu sein, die auch wirk­lich – näm­lich gegen ihre Kon­kur­ren­ten in Euro­pa und welt­weit – Erfolg hat?

In Deutsch­land bekom­men vie­le hart arbei­tende Men­schen nicht das, was ihnen zusteht!“ sagt die SPD. Dafür soll man sie wäh­len. Weil sie das jetzt ganz neu her­aus­ge­fun­den hat? Oder weil auch sie seit eh und je dafür ver­ant­wort­lich ist? Oder weil die SPD wenigs­tens weiß, was wem – zumin­dest eigent­lich – von dem Reich­tum zustün­de, von dem den meis­ten in der sozia­len Markt­wirt­schaft der BRD noch nie etwas ande­res zuge­kom­men ist, als ein Arbeits­le­ben im Dienst an die­sem Reichtum?

Die SPD braucht Druck von links!“ sagt die Links­par­tei. Dafür soll man sie wäh­len. Weil dann die SPD aus Angst vor dem Druck mit ihr koaliert und die­se Koali­tion dann alle öko­no­mi­schen Rech­nun­gen außer Kraft setzt, die Arme arm und Rei­che reich machen? Oder weil dann wenigs­tens die­je­ni­gen mit­re­gie­ren kön­nen, die wirk­lich wis­sen, was wem zumin­dest eigentlich …?

Nur mit den Grü­nen gelingt die grü­ne Mobi­li­täts­wende!“ sagen die Grü­nen. Dafür soll man sie wäh­len. Weil es so herr­lich und ver­nünf­tig ist, dass öko­lo­gisch ist, was Auto­mo­bilar­beits­plätze schafft? Oder weil die Grü­nen bei der poli­ti­schen Sor­ge um die Gewinn­bi­lan­zen des Wirt­schafts­stand­orts Deutsch­land so glaub­wür­dig die zer­stö­re­ri­schen Umwelt­fol­gen mit­zu­be­den­ken und mit­zu­re­geln ver­spre­chen – und das gleich im Namen der gan­zen Menschheit?

Die eta­blier­ten Par­teien ver­tre­ten das Volk nicht und küm­mern sich lie­ber um Flücht­linge!“ sagt die AfD. Dafür – na klar – soll man sie wäh­len. Weil ein guter Deut­scher mit sei­nen all­täg­li­chen Sor­gen von sei­ner Füh­rung vor allem erwar­ten kann, dass sie ihn vor denen bewahrt, die nicht zu die­ser groß­ar­ti­gen Nati­on gehö­ren und kein Recht auf Zuge­hö­rig­keit zu ihrem groß­ar­ti­gen Volk haben?

Alle ande­ren Par­teien aber ver­spre­chen, dass sie – jede jeweils bes­ser als alle ande­ren – den Rechts­po­pu­lis­mus bekämp­fen“, indem sie der AfD mit viel Ver­ständ­nis für einen rich­tig ver­stan­de­nen Patrio­tis­mus‘ ihr rech­tes Wäh­ler­po­ten­tial abspens­tig machen. Und zwar schlicht dadurch, dass sie ganz kon­se­quent alles das machen, was sie sowie­so im Pro­gramm haben.

Dabei sind sich alle kon­kur­rie­ren­den Ange­bote von rechts bis links in einem ent­schei­den­den Punkt einig: Was näm­lich das gute Volk will und wor­auf es ein Anrecht hat – eine Herr­schaft über sich, von der es sich ein­bil­den darf, sie wäre für die guten Deut­schen da, nur weil denen erlaubt wird, sich in grö­ße­ren Abstän­den per Wahl in herr­schaft­li­che Per­so­nal­fra­gen einzumischen.

Fürs Wäh­len gibt es also vie­le Grün­de, nur kei­nen ein­zi­gen guten. Und den kon­kur­rie­ren­den Bemü­hun­gen um die Stim­me der Bür­ger ist durch­aus zu ent­neh­men, bei wem – wenn schon nicht beim Wäh­ler – der wirk­li­che Nut­zen der alle paar Jah­re neu ange­setz­ten Ver­an­stal­tung liegt.